Das erste mal entdeckte ich die „Motiv-Kombination“ aus Vollmond und Sendeturm 2014, als ich aus dem Fenster blickte und der Mond zufällig über der Hornisgrinde stand. Nur hatte ich damals leider nicht schnell genug die Kamera zur Hand um ihn direkt über dem Sendeturm zu erwischen.
Seither hielt ich immer mal wieder nach einer solchen Gelegenheit Ausschau. Aber vergeblich.
Entweder war es bewölkt, zu dunkel, zu hell oder ich hatte schlicht keine Zeit. 🙂
So wurde das nichts. Eine andere Lösung musste her!
Wenn der Mond nicht passend aufgehen will, muss sich einfach die Hornisgrinde wo anders hin bewegen. Oder der Fotograf. Letzteres erschien mir da nach kurzem überlegen etwas einfacher. 😉
Aber wohin?
Um einen geeigneten Standort zu finden hilft mir da die App „Sun Surveyor„. (knapp 10 EUR – aber jeden Cent wert!) Die kennt ihr ja schon aus meinem Blog-Beitrag zur Milchstraße.
Dazu muss man sich zuerst einmal einen geeigneten Tag aussuchen. Das heißt, es sollte möglichst Vollmond sein. Den will man ja schließlich fotografieren.
Weiterhin sollte der Mond kurz vor Sonnenaufgang aufgehen, damit es noch hell genug ist und der Vordergrund nicht zu dunkel wird. Das geht mit der App richtig toll! Wenn man Mond und Sonne in der Kartenansicht aktiviert hat, sieht man auf einen Blick, wann der Mond aufgeht, wie „voll“ er ist und wann die Sonne unter geht.
Wenn der Mond erst nach Sonnenuntergang über der Hornisgrinde zu sehen ist, wird er relativ hell und die Kontraste werden dann zum fotografieren recht groß. Kann aber natürlich auch ganz nett aussehen. 🙂
Der Zeitpunkt über die App wäre also gefunden.
Jetzt geht es an den Standpunkt.
Dazu muss man ungefähr wissen, wie hoch der Mond steht, wenn er über die Hornisgrinde blickt.
Das hängt davon ab, wie weit man vom Gipfel entfernt ist. Meine bisherigen Aufnahmen habe ich immer aus ca. 10-11 km Entfernung zum Sendeturm gemacht und da sah man den Mond bei ungefähr 5,5° bis 6,5° knapp über der Hornisgrinde stehen.
Nun wählt man erstmal einen ungefähren Standort in etwa 10 km Entfernung zum Sendeturm, sperrt diesen auf der Karte mit dem Stativ im seitlichen Menü (siehe roter Pfeil) und scrollt dann in der Karte zur Hornisgrinde.
Dann schiebt man die Zeitachse unten in der App auf den Punkt – am Besten minutenweise, bis sich der Mond in der geeigneten/gewünschten Höhe befindet. Im Bild oben zB. +6.6°. Nun sieht man auch die genaue Uhrzeit , wann der Mond in der Höhe stehen wird. Jetzt sperrt man im Menü den Entfernungsmesser (Der Kreis mit dem Punkt).
Als Nächstes muss die aktuelle Mondposition mit dem Sendeturm auf eine gemeinsame Linie gebracht werden. Dazu muss man nur den vorher grob festgelegten ungefähren Standort um die gleiche Entfernung verschieben, wie die aktuelle Abweichung zwischen Mond und Sendeturm beträgt.
Dazu entsperrt man den Standpunkt wieder über das Stativ – die Karte springt dabei automatisch zum Standort zurück und man verschiebt dann diese parallel zum Turm um ungefähr die Abweichung Mond <-> Turm. Die Entfernung von ~10 km zum Turm sollte dabei eingehalten werden. Dann wieder Stativ setzen. Nun kann man einfach in der Karte über das Entsperren des Entfernungsmessers zum Turm wechseln und schauen wie viel die Abweichung jetzt noch beträgt, sperrt diesen dann wieder und wiederholt das ganze dann 2-3 mal, bis man den perfekten Standort ermittelt hat, bzw. der Mond genau mit dem Sendetum auf einer Linie liegt.
Nun suche ich mir beim Standpunkt auf der Karte das nächstbeste freie Feld/Gelände welches auf der „Mondlinie“ liegt für einen ungestörten Blick auf die Hornisgrinde aus. Am Besten checkt man die örtlichen Gegebenheiten einen Tag vorher aus. Auf der Karte sieht man schließlich nicht ob man da zB. in/vor einem hohen Maisfeld steht. 😉
Nun haben wir Tag, Uhrzeit und Standort.
Jetzt fehlt nur noch klarer Himmel, am Besten noch windstille sowie Zeit dafür und schon kann’s losgehen! 🙂
Update: Das geht sogar viel einfacher!
Die App hat sogar einen Höhenrechner! Die Höhe am Standort ermittelt die App selbst. Nun muss man nur noch die Höhe des Berges eingeben, über welcher der Mond steigen muss und schon errechnet die App den nötigen Winkel. Richtig cool!
Danke an Adam Ratana, Entwickler der App, für den Hinweis! Man lernt nie aus! 🙂
Da lag ich ja zumindest ziemlich gut mit meinen Winkelangaben. Nur, dass diese lediglich für die Entfernung von ca 10 km brauchbar waren. Mit dem Höhenrechner sollte das nun auch aus einer anderen Entfernung auf Anhieb klappen. Ich bin begeistert! 🙂
Das Panorama aus 2 Aufnahmen hab ich mit einer Brennweite von 500mm mit 2fach Konverter mit der Sony A7 fotografiert. Zusätzlich hatte ich meine gute alte Sony A65 mal wieder im Einsatz, die nebenbei eine Zeitraffer-Aufnahme gemacht hat. Da hatte ich das Tamron 70-300 drauf.
Die nächste Möglichkeit gibt’s dafür übrigends schon in knapp 4 Wochen zum nächsten Vollmond am 8. Juli 2017 – wenn das Wetter es zulässt.
Wenn ihr meine nächste Tour auf keinen Fall verpassen wollt, könnt Ihr euch in meinen Newsletter eintragen, dann bekommt ihr immer sofort eine Benachrichtigung, wenn’s was neues auf meiner Seite gibt!
Erstmal Danke für den kurzen Einblick in Deine Fotoarbeit. Auf Fb hab ich ja schon des öfteren Deine Arbeiten gelobt, weshalb ich das hier nicht unbedingt wiederholen möchte.
Lob gebührt Deiner Mühe, die Schritte Deiner Arbeit in Worte zu fassen, die – humorvoll verfaßt – sogar richtig Spaß beim Lesen machen. Was mir ein bissen fehlt, war etwas Tiefgang bei der eigentlichen Fotoshooting und die Nachbearbeitung fehlt gänzlich. Ist das aber vielleicht der Tatsache geschuldet, daß der Meister generell ungern seine Geheimrezeptur für seine Arbeiten preisgibt?
Wie dem auch sei… Ich schau wieder rein.
Gruß aus der Nachbarschaft
Hi Renè!
Vielen Dank für dein Feedback! 🙂
Ein Blog-Beitrag zu schreiben ist ja noch relativ neu für mich. Freut mich daher sehr, wenn es sich gut lesen lässt.
Den Teil mit den Einstellungen hab ich hier weggelassen, da ich über das alte Objektiv keine genauen Blenden-Werte ermitteln kann und es somit nicht viel Sinn macht nur ISO und Belichtungszeit anzugeben.
Ist aber grundsätzlich nicht schwer den Mond bei Tag zu fotografieren.
Ziel des Beitrages war zu erklären wie man so einen Standort und Moment findet.
Die Nachbearbeitung reduzierte sich hier auf die übliche RAW-Entwicklung und das Erstellen eines Panoramas aus 2 Aufnahmen. Nicht besonders aufwändig. Ein schnöder Screenshot von den Lightroomreglern ist meistens nicht sehr aussagekräftig. Das würde wahrscheinlich in einem Video mit Erklärung mehr Sinn machen – und wesentlich einfacher sein als es per Text und Bilder zu beschreiben. 🙂
Grüße in die Nachbarschaft